Beizen mit Rhabarberblättern

Beim Schreiben meines Buches „Grüner Putzen“ hatte ich mich mit der Verwendung von Rhabarberblättern- und schalen befasst. Die darin enthaltene Oxalsäure kann zum Beispiel zum Entfernen von Rostflecken verwendet werden. Weiterhin stieß ich auf den Hinweis, dass Oxalsäure zum Beizen von Holz eingesetzt wird. Seit einigen Jahren verwende ich die Blätter und Schalen von Rhabarber zum Färben.

Neben der vorgebeizten Wolle legte ich auch einen Strang ungebeizter Wolle in das Rhabarber-Farbbad ein.

Rhabarber-Beiz-Experiment

Das Foto zeigt den Unterschied zwischen der ungebeizten und vorgebeizten Wolle. Die ungebeizte Wolle wurde zwar nicht so intensiv dottergelb, doch hat die Farbe sehr gut angenommen.

In der Folge hatte ich den mit Rhabarber gebeizten Wollstrang mit Blutpflaumenblättern nachgefärbt. Das Färbeergebnis steht den vorangegangen Färbungen auf gebeizter Wolle kaum nach.

Ganz anders fiel die Färbung mit Johanniskraut-Blüten aus. Während die mit Alaun gebeizte Wolle ein intensives, sattes Grün aufweist, hat die mit Rhabarberblättern gebeizte Wolle ein tiefes Rotbraun angenommen.

Der mit Rhabarberblättern gebeizte Wollstrang ist an einem Ende mit Johanniskrautblüten (braun) und am anderen mit Blutpflaumenblättern (grün) nachgefärbt.

Ich kann daher das Experiment mit Rhabarberbeize als gelungen ansehen und werde sicher weitere Färbungen vornehmen. Um auch nach der Rhabarber-Saison eine Beize herstellen zu können, habe ich die Blätter und Schalen so klein wie möglich geschnitten und eingefroren.

Grundrezept zum Beizen von ungefähr 100g Wolle

 

  • Blätter und Schalen von 3 Stängeln Rhabarber klein schneiden
  • Zusammen mit ungefähr 3 Litern Wasser in einem Topf für etwa eine Viertelstunde kochen.
  • Abkühlen lassen und die Pflanzenteile absieben
  • Das Textilmaterial in den Sud einweichen
  • Textilfaser im Beizbad auf etwa 40 °C erwärmen
  • Die Textilfasern für einige Stunden oder über Nacht ins Beizbad legen, damit die Beize gut eindringen kann. Eine längere Einwirkzeit ist immer möglich, verbessert jedoch das Färbeergebnis kaum.
  • Die gebeizten Textilien mit warmem Wasser gründlich ausspülen.

Färben mit dem Birkenporling

Das Buch „Leitfaden zum Färben mit Pilzen“ von Karin Tegeler kann ich sehr empfehlen.
Darin teilt sie mit uns ihre umfangreichen Erfahrungen mit Pilz-Färbungen.
Leider ist die Schwäbische Alb eher trocken und nur wenige der beschriebenen farbgebenden Pilze sind hier zu finden. Doch an einer gefällten Birke konnte ich einen Birkenporling finden. Über seine färbenden Eigenschaften konnte ich nichts finden, daher wagte ich ein Experiment. Ich weiß, dass der Pilz nicht giftig, sondern sogar ein Heilpilz ist. Der Birkenporling gehörte zur Ausrüstung der Gletschermumie „Ötzi“. Vermutlich nutzte der jungsteinzeitliche Mann den Pilz als Antibiotikum, um Infektionen zu bekämpfen und Blutungen zu stillen.
Zuhause habe ich den Pilz dann grob zerkleinert und einen Sud daraus gekocht. Aus dem Topf kam ein sanftes Gelb-Messing. Die Färbung war zwar etwas verhalten, aber doch den Versuch wert.

Rezept messing-gelbe Färbung mit Birkenporling für 100 g Textilmaterial

  • 200 g zerkleinerten Birkenporling in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in das Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Birkenporlingfärbung

Färben mit Bartflechten

In diesem Jahr verbrachten wir unseren Sommerurlaub wieder in Irland. Hier in Killarney in einem Sweater-Shop nahm unsere Idee, Wolle mit Pflanzen zu färben ihrem Anfang. Während mein Mann Pullover anprobierte schauten mein jüngster Sohn und ich einen Film über die berühmten Aran-Sweater an. Darin wurde auch beschrieben, wie die Wolle versponnen und dann mit Flechten gefärbt wurde. Da stand unser Entschluss fest, das auch zu versuchen. In der Zwischenzeit sind viele Pflanzen in meinem Färbetopf gelandet, aber noch nie Flechten; die gedeihen hier auf der Schwäbischen Alb gar nicht. Jedoch im feuchten irischen Klima sind vor allem die Lärchen so üppig mit Flechten bewachsen, dass ich zumindest die Menge Pflanzenmaterial für einen Strang Wolle zusammen hatte.

Der Färbesud war nach dem Auskochen der Flechten nur milchig-trüb und es so aus, als ob sie keine Farbe abgeben würden. Dennoch legte die die Wolle ein und tatsächlich färbte sich diese braun-orange. Meinem Mann gefiel die Farbe so gut, dass er sich von der Wolle Socken wünschte.

Rezept braun-orange Färbung mit Bartflechten für 100 g Textilmaterial

  • 50 g Bartflechten in 3 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud zwischen die Flechten einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit den Blüten des Rainfarn

Unser Besuch in Nördlingen hat sich nicht nur wegen des alljährlichen, großen Stadtflohmarktes gelohnt, sondern auch wegen der üppigen Rainfarn-Ernte. Direkt neben unserem Parkplatz verströmte das sehr aromatische Kraut seinen eindringenden Geruch. Schnell konnten wir einen Korb voller Blüten pflücken. Der Färbevorgang war sehr unkompliziert und das ganze Haus roch nach den würzigen ätherischen Ölen des Rainfarns. Das Färbeergebnis war sehr zufriedenstellend – ein sattes, warmes messinggelb, das leicht ins olivgrün geht.

Mit Rainfarn gefärbte Wolle

Rainfarn

Rezept messinggelbe Färbung mit Rainfarnblüten für 100 g Textilmaterial

  • 200 g Rainfarnblüten in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud zwischen die Blüten einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen

Färben mit Ackerschachtelhalm

Schachtelhalme in der Teufelsküche im Allgäu

Schachtelhalme in der Teufelsküche

Auf einer Waldlichtung in der Nähe vom Hexenkessel bei Obergünzburg habe ich den wohl gewaltigsten Ackerschachtelhalm entdeckt, den ich bis dahin gesehen hatte. Schnell war ein großer Strauß gepflückt, der dann auch gleich im Färbetopf landete. Das Ergebnis fiel ein eher verhalten aus – ein sanftes warmes Messinggelb. Jedoch erinnert mich die Wolle immer noch an diese märchenhafte Waldlichtung.

Rezept messinggelbe Färbung mit Ackerschachtelhalm für 100 g Textilmaterial

  • 100 g Ackerschachtelhalm grob zerkleinern
  • in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud zwischen die Pflanzen einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Schachtelhalme in der Teufelsküche im Allgäu

Schachtelhalmfärbung

Schachtelhalme in der Teufelsküche im Allgäu

Schachtelhalmfärbung

Färben mit Kornblumen

Ich liebe das leuchtende Blau der Kornblumen, wenn sie gepaart mit Mohnblumen und Kamille die reifen Kornfelder einsäumen. Ganz in der Nähe meines Hauses durchziehen die Kornblumen ganze Felder und färben diese blau. Daher habe ich fleißig Blüten gesammelt, um damit diesen Farbzauber einfangen kann. Leider ist die Mühe nicht so belohnt worden, wie ich es mir gewünscht hätte. Selbst nach langer Einwirkzeit konnte ich nur ein zartes messinggelb erzielen.

Klatschmohn und Kornblume

Rezept messinggelbe Färbung mit Kornblumenblüten für 100 g Textilmaterial
  • 100 g Kornblumenblüten in 5 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • abseihen und Pflanzenmaterial ins Färbetuch einbinden.
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud mit dem eingebundenen Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für zwei Tage ziehen lassen
  • dann waschen und gut spülen

Färben mit Rhabarberblättern

Nur für einen relativ kurzen Zeitraum bereichert der Rhabarber unseren Speiseplan. Sein un-verwechselbarer Geschmack scheidet die Geister, entweder man mag ihn oder nicht. Ich selbst liebe sein säuerlich-herbes Aroma und koche vor allem Gelee und backe Kuchen. Die Blätter werden ja eigentlich immer dem Kompost zugeführt und daher war es ein Leichtes genügend Färbematerial zu beschaffen. Freunde, Kollegen und Verwandte haben die Blätter nicht mehr weggeworfen, sondern für mich gesammelt. Der Färbevorgang war wegen der Größe der Blätter unkompliziert und ich erzielte mit wenig Aufwand eine satte Farbgebung. Aus meinem Färbetopf holte ich wunderschöne, dottergelbe Wolle.

Rhabarberblätter färben gelb

Rezept gelbe Färbung mit Rhabarberblätter für 200 g Textilmaterial
  • 200 g Rhabarberblätter in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in das Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit Löwenzahn-Blüten

Überall blüht nun der Löwenzahn und lässt die sattgrünen Wiesen in einem leuchtenden Gelb erstrahlen. Mit dem überreichen Angebot an Pflanzenmaterial ist der Korb schnell mit Blü-tenköpfen gefüllt. Das Färbeergebnis ist ebenso leuchtend gelb, wie die Pflanze selbst. Einen Teil der Wolle habe ich mit Eisenessig zu grün nachentwickelt, so dass die Färbung der Wolle die Farben des Löwenzahns wiedergeben.

Löwenzahngefärbte Wolle

Rezept gelbe Färbung mit Löwenzahnblüten für 200 g Textilmaterial
  • 200 g Löwenzahnblüten in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in das Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Bereits aufgerollte Wolle

Stulpen aus löwenzahngefärbter Wolle, gestrickt von Ursula Eggers (http://www.filzundfaden.blogspot.de)

Färben mit Misteln

Heute an Imbolg – und es ist bitterkalt, das Thermometer hat heute Nacht Minus 21 Grad angezeigt! Jetzt ist ein guter Zeitpunkt die Misteln, die als Weihnachtsdekoration dienten in den Färbetopf zu werfen. Die immer noch grünen Zweige sind trocken und die Blätter fallen schon ab, doch bevor die Misteln auf dem Kompost landen, entlocke ich ihnen ihre Farbstoffe. Das Ergebnis war ein schönes messinggelb, das leicht ins grüne geht. Der schöne Schimmer der Seide lässt die Mistelfärbung fast golden erscheinen. Einen Teil der Wolle und ein Seidentuch habe ich mit Eisenessig weiterentwickelt. Dies ergab ein sanftes olivgrün, das sich wunderbar mit dem messinggelb ergänzt.

Mistelfärbung

Rezept messinggelbe Färbung mit Misteln für 200 g Textilmaterial
  • 200 g Mistelzweige- und blätter in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in das Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichem Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit braunen Zwiebelschalen

Seit Wochen sammle ich Zwiebelschalen, damit ich genügend für eine Färbung zusammen bekomme. Der Färbevorgang ist sehr einfach und erinnert an das Kochen einer Suppe. Das Färbeergebnis ist ein schönes kupfergelb. das auch nach mehrmaligem Auswaschen nicht verblast ist.

Färbung mit braunen Zwiebelschalen

Rezept kupfergelbe Färbung mit Zwiebelschalen für 200 g Textilmaterial
  • 100 g Zwiebelschalen in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut direkt in den Farbsud mit dem Pflanzenmaterial einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichen Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen

Färben mit Birkenblättern

Die Birke ist hier auf der Schwäbischen Alb ein weit verbreiteter Baum und liefert so das ideale Ausgangsmaterial für den Färbetopf. Schnell sind die Blätter von den herabhängenden Ästen gepflückt, bevor sie ihre Herbstfärbung annehmen. Aus mehreren Quellen habe ich erfahren, dass das Färben mit Birkenblättern wohl schon in der Jungsteinzeit üblich war. Der Färbevorgang war sehr unkompliziert und das Ergebnis umwerfend – niemals hätte ich vermutet, dass das Gelb so strahlend und satt wird.

Wolle im Farbsud mit Birkenblättern

Gefärbte Wolle im Birkenbaum

Rezept gelbe Färbung mit Birkenblätter für 200 g Textilmaterial

  • 200 g Birkenblätter in 10 Liter Wasser aufkochen lassen
  • über Nacht ziehen lassen
  • vorgebeiztes Färbegut in den Farbsud zwischen die Blätter einlegen
  • eventuell Wasser zugeben, damit das Färbegut bedeckt ist
  • auf ungefähr 70 Grad erwärmen
  • vom Herd nehmen
  • unter gelegentlichen Umrühren für einen Tag ziehen lassen
  • dann waschen und spülen