Weiterentwicklung

Viele Pflanzen färben intensiv, doch einige hinterlassen nur einen zarten Farbton auf dem Textilmaterial nach dem Auswaschen. Das Färbeergebnis kann durch nachbeizen verstärkt werden. Die Weiterentwicklung mit Eisenessig oder Kupferessig verleiht den Textilien einen dunkleren, intensiveren Farbton.

Der Vorgang der Weiterentwicklung ist relativ einfach. Hierfür gebe ich etwa 50 g Eisen-oder Kupferacetat auf gut 5 Liter Wasser. Dann weiche ich die Textilien in diesem Bad ein, bis sich die gewünschte Färbung einstellt. Danach spüle ich die Wolle nochmals gründlich, bevor ich sie zum Trocknen aufhänge. Die Weiterentwicklung geht recht schnell von statten und kann direkt beobachtet werden.

Oft gebe ich nur einen Teil des Wollstrangs in das Bad, um den Effekt für eine Farbabstufung zu nutzen.

Die mit Löwenzahn-Blüten gefärbte Wolle wurde mit Eisenessig stufenweise weiterentwickelt.

Weiterentwicklung mit Eisenessig (Eisenacetat, Rostessig)

Als ich mich mit den Möglichkeiten der Weiterentwicklung der gefärbten Textilien befasste, entschied ich, dass für mich Eisensulfat und Kupfersulfat nicht in Frage kommen. Beide haben die Gefahrstoffkennzeichung „Umweltgefährlich“ und „Gesundheitsschädlich“ – dies lässt sich mit meinen Ansprüchen nicht vereinbaren.

Ich bevorzuge Eisenacetat, auch Eisenessig oder Rostessig genannt. Dieser wird durch eine Reaktion von Eisen mit Essigsäure gewonnen. Schon in der Antike wurden mit Galläpfeln und Eisenacetat Textilien fast schwarz gefärbt. Die Herstellung von Eisen- oder Rostessig ist sehr einfach.

Rezept zur Herstellung von Eisenacetat (Eisenessig, Rostessig)

  • Ein Stück Stahlwolle in ein großes Schraubglas geben.
  • Mit weißem, preiswertem Speiseessig auffüllen.
  • Das Glas verschließen und für eine Woche stehen lassen.
  • Danach den inzwischen dunkel gewordenen Essig absieben und in einem verschlossenen Glas bis zur Verwendung aufbewahren.

Weiterentwicklung mit Kupferessig

Ebenso einfach wie die Herstellung von Eisenacetat, ist die von Kupferacetat. Es genügen einige Kupfermünzen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Durch die Nachbehandlung mit Kupferacetat wird ein dunklerer Farbton erzielt. Gelbtöne nehmen eine leicht grüne Färbung an.

Rezept zur Herstellung von Kupferacetat (Kupferessig)
  • Einige Kupfermünzen in ein großes Schraubglas geben.
  • Mit weißem, preiswertem Speiseessig auffüllen.
  • Das Glas verschließen und für eine Woche stehen lassen.
  • Danach den inzwischen dunkel gewordenen Essig absieben und in einem verschlossenen Glas bis zur Verwendung aufbewahren.
Kupferacetat

Die Wirkung der Weiterentwicklung mit Kupferessig wird bei diesen Beinstulpen deutlich. Die Wollstränge wurden mit Stechginsterblüten gefärbt und dann ein Teil mit Kupferessig weiterentwickelt. Danach wurden die Stulpen im Wechsel gestrickt.

Beinstulpen

Eisenessig aus Bohnerz

In unmittelbarer Nähe meines Wohnortes befinden sich versteckt im Wald die alten Erzgrubenweiher. In jedem Frühjahr suchen wir sie auf, um die Krötenwanderung zu beobachten. Das eigentlich interessante an diesen Weihern ist, dass es sich um stillgelegte Erzgruben handelt, die sich mit Wasser gefüllt haben. Schon die Kelten haben das Bohnerz zu Eisen verarbeitet. Archäologische Funde belegen, dass die Römer die Verhüttung des Bohnerzes fortgesetzt hatten. Es ist urkundlich belegt, dass bis Mitte des 19. Jahrhunderts auf der Ostalb die Gewinnung des Bohnerzes nach bergbaulichen Maßstäben betrieben wurde. Zurückgeblieben sind nun die idyllischen Weiher, die im schattigen Wald ruhen. Nichts erinnert mehr an das geschäftige Treiben, das über Jahrhunderte hier stattfand. In den Uferbereichen findet sich noch immer Bohnerz, das ich für die Herstellung von Eisenessig gesammelt habe.

Die „Hermannsquelle“ in Bad Muskau

Bei unserer Wanderung rund um Bad Muskau stießen wir auf einen Bach, dessen Wasser rostig braun war. Es handelte sich um eine natürliche Eisenvitriolquelle, die in früheren Zeiten als Trinkkur genutzt wurde. Schade, dass ich keine mit Pflanzen gefärbte Wolle dabei habe, um sie hier am Bach zur Nachentwicklung eintauchen kann.

Hermannsquelle

Die Hermannsquelle